Kartfahren in Bispingen

Im Rahmen des 7er-Stammtisches Hannover haben wir beschlossen, das Jahr mit einer fröhlichen Runde auf der Ralf-Schuhmacher Kartbahn in Bispingen zu beschließen. Ein Erlebnis der Kategorie “Dinge, die ich schon immer mal tun wollte aber irgendwie nie dazu gekommen bin”. Mit Haucke alias Modtta bilden wir eine Fahrgemeinschaft, Anna kommt auch mit, um Fotos zu machen.

Das Kartcenter ist eher schlicht gestaltet, ich blickte neugierig auf die Bahn, auf der sich eine Kindergruppe ein Rennen lieferte. Der übliche Papierkram, Sturmhaube, jeder bekommt eine Fahrerkarte.

Kurzes Einführungsvideo. 10 Minuten Qualifying, 20 Minuten Rennen, so der Plan. Haucke stopft sich Brezeln rein und schält sich in seine Motorradkombi. Ich studiere derweil das Bilderätsel namens “Streckenkarte”. Aus dem Labyrinth gibt es offenbar keine Ausgang, sehr merkwürdig.

Anschließend geht es raus. Ich setze mir zum ersten mal in meinem Leben einen richtigen Helm auf…L paßt nicht…also XL. Und was ist mit der Brille. Hmm, irgendwie gehts. Geräusche werden gut abgedämmt, Kommunikation ist kaum möglich. Ich stell mich mit verschränkten Armen neben die Karts und fühl mich wie “The Stick” aus Topgear.

Es geht los. Nummer 4 ist mein Kart. Ich klettere umständlich rein. Sitzposition: na ja, bisschen breit. Ich suche vergeblich nach dem Gurt. Packt man seine Füße nun in die Pedalbügel, oder drückt man da drauf? Fragen über Fragen, und keiner da, um sie zu beantworten. Na ja, fahr einfach schön langsam und versuch, ohne Unfall über die Runden zu kommen, so zumindest der Plan.

Irgendwann geht es los, das Kart vor mir setzt sich in Bewegung. Ich trete vorsichtig aufs Gas, das Ding bewegt sich langsam, aber nachdrücklich. Die Lenkung weckt Erinnerungen an mein erstes Auto, ein VW Polo Coupe Scot Editionohne Servolenkung.

Die erste Kurve…die Fliehkräfte sind höher als alles, was ich meinem Porsche jemals zumuten würde. Ich werde im Sitz hin- und her geschleudert (jetzt müßte man dick sein). Ich fahr mit einem Affenzahn, die Wände sausen an mir vorbei, aber trotzdem sind alle schneller als ich. Wusch…wusch…wusch ziehen sie an mir vorbei. Vielleicht doch nicht meine Sportart? Na ja, egal. Ich trau dem Ding noch nicht ganz und wundere mich über den extremen Kurvengrip der Slicks.

Die erste Runde ist überstanden. Linker Fuß Bremse, rechter Fuß Gas, geht doch, manchmal auch beides gleichzeitig. Ich fahre eher eckig und sehr eng um die Kurven, gehe früh vom Gas und werd von beiden Seiten überholt. Rumms….irgend so ein dämlicher Wichser schießt mich von hinten aus der Bahn, mein Kart dreht sich, und tut keinen Mucks mehr. Toll. Danke. Wär wirklich nicht nötig gewesen, ich lass jeden der will vorbei, kein Problem, und die meisten bedanken sich sogar für die Geste.

Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, bis der Streckenposten auf mich aufmerksam wird. Vergebliche Startversuche. Ein weiteres Kart hält vor mir, der Fahrer bedeutet mir, umzusteigen.

Ich klettere in das neue Kart. Hier fühl ich mich gleich viel wohler, weil die Pedale keine Bügel haben und ich die Beine ausstrecken kann. Ich fahre noch zwei Runden, dann ich das Qualifying zu Ende.

Wir werden nach Bestzeiten auf die Startaufstellung gelotst. Ich bin Vorletzter. Mir solls recht sein. Nach dem mein ursprünglicher Plan, einfach nur sicher ohne Unfall über die Runden zu kommen gescheitert ist, beschließe ich, es ruhig angehen zu lassen und mich Runde um Runde näher an mein Limit zu tasten.

Es geht los! In der ersten Kurve mach ich einen Platz gut, verlier ihn aber bald wieder. Mein Abstand zum Feld wird größer, was aber den Vorteil hat, daß ich nun freie Bahn habe.

Nach einigen Runden werd ich mutiger, bleibe in den schnellen Passagen länger auf dem Gas, Bremse deutlich weniger. Die Sache fängt an, mir richtig Spaß zu machen.

Meine Angst vor Kurven schwindet. Die Radien werden größer, die Geschwindigkeiten offenbar auch. Meine Rundenzeiten purzeln…0:59…0:57….0:54….0:53….langsam finde ich meinen Rhythmus. In einer Art Trance rauscht die Bahn an mir vorbei, Vollgas, links, links, Bremsen, weiter links, Gas, Bremse, rechts, Gas, Gas, Gas, rollen lassen, Bremse, rechts, Gas, links, Drift, Gas.  Ab und zu werden ich überrundet, aber es gelingt mir wenigstens, ein wenig länger an meinem Vordermann dranzubleiben. Ich versuche, zu lernen, an welchen Ecken ich vielleicht noch eine Sekunde schneller werden könnte, und es gelingt.

Hey, was ist das?

Ein langsameres Kart VOR mir! Unglaublich Ich überhole…ich überhole! Hihi, wie geil. Und da ist noch ein Kart…kann doch irgendwie nicht sein….ich überhole auch ihn. Und dann werde ich mal wieder von jemand anders überrundet. Egal, da komm ich hinterher. 0:51.39…meine persönliche Bestzeit…ich werd immer schneller, haha, wartet nur, ich komme!

Und dann blinkts überall, Zielflagge, die letzte Runde wird angezeigt. Oooch. hätte ruhig ein wenig länger sei können. Ich fahr in die Box und entsteige dem Kart. Haucke schält sich schweißgebadet aus seiner Motorradkombi. Unter einem anderen Helm kommt ein rotes Gesicht mit nassen Haaren zum Vorschein, fluchend und schwitzend: “Was ist das fürn Scheiß? Ich fahr nie wieder mit so einem Ding!”.

Ich wundere mich. Sicher, meine Glieder schmerzen auch ein wenig, aber schwitzen tu ich nicht, bin eigentlich gerad erst warm gewurden. Mühsam befrei ich mich von meinem Helm und nehm den Ergebniszettel entgegen. 10. Platz, immerhin, einen Rang verbessert und dicht am Vorderman, der in seiner besten Runde keine 0.3 Sekunden schneller war.  Haucke kam zwei Plätze vor mir ans Ziel. Schade, daß es keine Aufstellung sämtlicher Runden gab.

Zum Abschluß essen wir im Restaurant Schnitzel. War insgesamt eine schöne Erfahrung. Kartfahren ist als Sport deutlich interessanter als Golfspielen, könnt man glatt mal wieder machen…die 0:50 müßten doch irgendwie zu knacken sein.

 

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