Vergleich: Porsche 986 vs. 986 S

Reicht der einfache Porsche Boxster mit 228PS? Oder muß es unbedingt das “S” Modell mit 260 PS sein, um wirklich glücklich zu werden?

Wir haben beide Modelle als Gebrauchtwagen verglichen – mit eindeutigem Ergebnis.

Ich hatte neulich Gelegenheit, sowohl den 2.7l Boxster als auch das 3.2l S Modell ausführlich probe zu fahren.

Beide Fahrzeuge waren Modelljahr 2004, beide haben knapp über 20tkm auf dem Tacho und vom PZ aufbereitet, sind also quasi neuwertig.

Den Anfang macht Montag Mittag der kleine Boxster, es war sozusagen das Austesten des „automobilen Minimums“ der Firma Porsche.

Der Kontakt im PZ Braunschweig war sehr freundlich und unkompliziert. Der 986 war graumetallic, hatte Teilleder, ein Radio CDR23 mit Soundsystem, Litronic, Klimaautomatik, 17′ Felgen, ein paar weitere Gimmicks und das 5-Gang-Schaltgetriebe, EZ 10/2004, 228PS, soll rund 32k€ kosten.

Einsteigen, anlassen. Der Sound gefällt mir persönlich deutlich besser als der des 987, der meines Erachtens nach ein wenig synthetisch klingt.

Verdeck öffnen, vorsichtiges ausparken, die Karosserie ist noch ungewohnt.

Langsam fahren wir durch die Stadt. Der Motor zieht gut, das Ambiente ist angenehm, zwar viel Kunststoff, dieser aber hochwertig und irgendwie stimmig: ein ehrlicher Sportwagen, mit dem man einfach nur Spaß haben kann, ohne daß das Interieur allzu viel Pflege bedarf. Auch die schwarzen Instrumente tragen zur sympathischen Atmosphäre bei.

Die Federung ist überraschend komfortabel, auf jeden Fall deutlich besser als das brutale Fahrwerk des Audi A5 TDI meines Vaters.

Die Schaltung: kurz, knackig und sehr präzise, so macht schalten Spaß!

Mal ehrlich: mehr Porsche braucht kein Mensch!

Ich fahr erst einmal zu meinen Eltern, Meinungen einholen – und bin überascht: vor allem meine Mom, die mit Sportwagen im allgemeinen und Porsche im besonderen nicht wirklich viel anfangen kann, zeigt ehrliche Begeisterung für den unauffälligen grauen Flitzer!

Wir fahren eine kleine Runde offen über Land – mit dem Ergebnis, daß Mom ein neues Traumauto hat und meine Begeisterung verstehen kann („Der geht wie wirklich gutes Pferd!“).

Auch mit meinem alten Herrn drehe ich eine Runde, er zieht allerdings SUVs vor (Traumwagen: Audi Q7).

Ich hab den Wagen wieder für mich alleine, als fahr ich noch einmal auf die Autobahn Richtung Harz. Die Geschwindigkeitsanzeige links im Tacho ist etwas ungünstig platziert, insbesondere, wenn der Bordcomputer gerade die Durchschnittsgeschwindigkeit anzeigt und man sich wundert, warum erstens der Wagen so langsam beschleunigt und zweitens alle nur 50 fahren.

Gewöhnungssache.

Der Durchzug im hohen Gang ist vergleichsweise schwach, da macht ein Golf TDI mehr her.

Sofern man jedoch ein, zwei Gänge niedriger schaltet als gewohnt (sprich: so wie in der Fahrschule gelernt), schnellt der kleine Boxster jauchzend vorran, daß es eine Freude ist. Erst jenseits der 200 wird der Vortrieb merklich langsamer, bei 210 geh ich aus Sorge um die Haltbarkeit des flatternden Windschotts vom Gas.

Im Vergleich zum dem 987 S, den ich im Frühjahr gefahren bin, ist die Straßenlage bei sehr hohen Geschwindigkeiten ein wenig enttäuschend, der Wagen wird vorne ein wenig leicht und liegt nicht so satt auf der Straße.

Im Bereich vom 5,000 1/min vibriert der Motor ein wenig unangenehm.

Es folgten einige kurvige Straßen im Harz, hier ist der Wagen in seinem Temperament, dafür wurde er gebaut…die Radarfallen leider auch, aber Porsches haben gute Bremsen (ätsch!).

Alles in allem: wenn man keinen Wert auf das letzte Quentchen Leistung legt und einfach nur Porsche-Open-Air-Feeling pur erleben möchte, ist das 2.7er Modell mit Schaltung vollkommen ausreichend.

Das S Modell.

Am nächsten Mittag im PZ Hannover (zur Zeit leider eine Baustelle) nehmen wir einen schwarzen Boxster S aus 12/2003 mit der 260PS Maschine in Empfang.

Ausstattung: absolut alles was geht, Außer Tiernahrung…ähm…Tempomat.

Vollleder bis zum Abwinken, selbst die Lüftungsdüsengitter sind mit dem edlen Material bezogen. PCM mit Passivhörer, CD-Wechsler und BOSE, eine Qualitätsanmutung, besser als im VW Phaeton, das muß einmal gesagt werden.

Wunderschön die weißen Instrumente mit Alueinfassungen. Porschwappen hier, Porschewappen da.

Ein Boxster im schwarzen Anzug. Fast schon ein wenig überkandidelt.

Sportsitze, die formal ein wenig am Gummibärchen erinnern, aber durchaus bequem sind und einen extrem guten Seitenhalt bieten. Kurven, ihr könnt kommen!

Anna ist begeistert!

Und – leider – ein Tiptronikgetriebe. Never mind.

Fahren wir los. Auch hier ein sehr angenehmer sonorer Sound, das Fahrwerk deutlich härter als im 2.7l, der im direkten Vergleich ein bequemes Opaauto ist.

Gemütlich brummeln wir bei schönstem Sonnenschein durch Hannover-List.

So im Nachmittagsverkehr hat eine Automatik durchaus seine Vorteile, leider fährt die Kiste immer im 2. Gang an. Ich finde es gut, daß auch im Automatikmodus der aktuelle Gang angezeigt wird. Die Schalttasten könnte man besser gestalten, ich vermiss eine Möglichkeit, mit dem Wählhebel zu schalten.

Das BOSE System braucht man nicht wirklich, ich finde das kleine Sound Package fast noch besser. Vermutlich könnte man mit der Einstellung experimentieren, aber das PCM ist nicht wirklich gut einsehbar und ich will FAHREN, Computer zum Spielen hab ich zuhause genug.

Beim Pferdeturm fahren wir auf die Autobahn. Die Beschleunigung ist deutlich brachialer als beim 2.7l, hier paßts auch mit dem Durchzug, und dank Tiptronik muß man sich auch keine Gedanken ums zurückschalten machen.

Nur bei 6,000 1/min vibriert auch hier der Motor ein wenig unangenehm, das gehört wohl zum Porsche dazu.

Im Gegensatz zum 2.7 klebt der S auch bei > 200 km/h auf der Straße wie ein Gekko. Die Beschleunigung ist trotz Tiptronik auch in diesem Bereich hier deutlich besser als die vom kleinen Bruder (ich hätts auch nicht anders erwartet :D).

Mit nem Boxster S mit 230 Sachen offen über die Autobahn rasen und laut „wuhuuuuuuuuu“ schreien. Herrlich, Herz, was willst du mehr?

Zu früh drängt ein Termin, wir müssen wieder zurück, die Sause über den Harz müssen wir leider, leider ausfallen lassen. Nachtanken mit sündhaft teurem V-Power (Autos, die mir nicht gehören, werden gemäß Empfehlung betankt), dann gehts zurück.

Klasse Auto. Zwar teuer für einen 986er, aber Klasse Auto.

Oder wie sagte Olm: „schöner Wagen. SCHÖÖÖÖÖNER WAGEN!“

Fazit:

Angesichts der Tatsache, daß der S mit allem drum und dran gerade mal 4,000€ teurer ist als die Sparausführung aus Braunschweig, ist die Wahl sehr einfach. Spaß machen tun beide, aber der vollausgestattete S ist einfach das Non-Plus-Ultra. Da soll erst mal ein 911er kommen der das toppen kann!

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