VW Polo Scot Edition

“Ja, wie du sicher gemerkt hast, wollen wir dir ein Auto kaufen!”.

Ich bin selten sprachlos, aber das war einer dieser Momente, wo es einem einfach nur die Kinnlade runterhaut.

Ich saß eigentlich gerade friedlich an meinem Computer und spielte “Rüsselsheim”.

Ich war 18, hatte meinen Führerschein erst einige Monate und habe eigentlich erst zum Abi mit einem Auto gerechnet. Nun war es aber so, daß Moms Audi 80 langsam in die Jahre kam und durch einen niegelnagelneuen VW Polo mit Vollausstattung und brutalen 75 PS ersetzt werden sollte, und ich deswegen auch ein eigenes Auto bekommen.

Der erste Gedanke war ein Ford Ka, weil es der billigste Neuwagen war, er Airbags hatte und es günstige Leasingangebote gab. Leider sprengte er am Ende doch ein wenig das Budget, und ich wollte auch nicht wirklich mit einem Neuwagen herumfahren, da ich meinen Fähigkeiten als Fahranfänger eher skeptisch gegenüberstand.

Also find die Suche an. Beim Ford Händler standen einige alte Ford Fiesta herum, abgeranzt, mit Beulen und vollgekotzten Sitzbezügen, aber immerhin mit Airbags. Zwischendrin stand eine alte verrostete Ente, die meinem Vater sofort zu Begeisterungsbekunden veranlasste, inbesondere Aufgrund des Sparpreises von 1200 DM, Rostlöcher inklusive.

Ein kurzes Augenrollen meiner Mom machte der Ente ein Ende. Neben der Ente stand ein sehr proper aussehendes VW Polo Coupe, mintgrün, aber leider mit Kennzeichen, gehörte offenbar jemanden.

Ja, ein VW Polo…das wär was. Keine dubiose Marke wie Seat, Ford oder Skoda.

Wir trafen den Ford Verkäufer, bekundeten unser Bedauern über den Zustand der Fiestas, worauf er meinte, ob wir nicht den Polo haben wollten. Welchen? Ja, den Grünen. Der sei gerad als Inzahlungnahme reingekommen.

Holla die Waldfee! Luftsack hat er zwar keinen, sah aber ansonsten viel Vertrauenserweckender aus als alles andere an Kleinwagen, die zu dem Kurs zu haben waren.

45 PS, gerad mal 32tkm gelaufen, EZ 12/1993, 5-Gang-Getriebe, Radio, Scot Edition, sonst keine Extras, aber dafür quasi neuwertig, ohne Kratzer und Beulen.

Mein Vater machte am nächsten Tag eine kurze Probefahrt und befand den Wagen für ok.

Ich fuhr ebenfalls, und hatte sehr mit der Schaltung und der fehlenden Servolenkung zu kämpfen, aber was solls.

Und so kam ich also zu meinem ersten Auto.

Ich fuhr den kleinen Polo von Oktober 1997 bis Januar 2000 über rund 20tkm. Viel Stadt, kaum Langstrecken, die längste Fahrt führte mich nach Göttingen. Er war immer zuverlässig, auch wenn die Karosserie nach zwei Jahren nicht mehr ganz so schön war, da ich noch nicht über die zerstörerische Kraft von Vogelkot wußte und mir bei der Beiseitigung selbigens zuviel Zeit lies. Shit happens, kann man da nur sagen.

In der ersten Zeit war ich froh, wenn ich mit “Scotti” in der Schule ankam, ohne an jeder Ampel den Motor abzuwürgen. Später wurde ich mutiger, schließlich übermütig….wir fuhren Rennen durch die Stadt, 90 Mitsubishi PS von nem Kumpel vs. meinen 45 Pferdchen. Austesten der Vmax auf Landstraßen war auch kein Ding (Tacho 160!), und ja, die Kurve von der Tangente Richtung Hamburger Straße kann man auch mit 120 nehmen. Auch wenn ich ein ziemlicher Rowdy war und sich die meisten Leute weigerten, noch einmal mit mir in ein Auto zu steigen: der einzige Strafzettel blieb eine Verwarnung wegen Parkens ohne Parkscheibe.

Einen kleinen Unfall hatte ich auch mit der Kiste: beim ersten Glatteis fuhr ich etwas zu schnell in eine Kurve und rutschte geradeaus weiter, auf den Gartenzaun meiner früheren Grundschullehrerin zu.

Während ich noch darüber nachdachte, wie ich Frau Braun erklären sollte, daß ich durch ihren Zaun gebrettert bin, prallte das linke Vorderrad gegen den Bordstein. Mein Kopf bummste gegen die sehr kalte Seitenscheibe, und der Wagen rutschte auf die Straßenmitte zurück. Alles soweit in Ordnung, nix passiert, nur: die Lenkung war so merkwürdig schief. Uh-oh.

Na ja, der Querlenker mußte letzten Endes ersetzt werden.

Bei den Mädelz war Scotti immer sehr beliebt “Oh ist der Süüüüß”, meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, ich träumte von einem “richtigen Auto”…und das bekam ich dann auch. Aber darüber ein anderes Mal.

HINWEIS
Dieser Artikel nimmt an der Blogparade #MeinerstesAuto teil.

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